Die von allen Krankenkassen berichtete stetig wachsende Zahl von Burn-Out-Fällen und von Fehltagen und Berufsunfähigkeiten aufgrund psychologischer Erkrankungen stellen eine zunehmende Herausforderung für die Gesellschaft und Unternehmen dar. Basierend darauf stellt sich vermehrt die Frage, was Unternehmen für Mitarbeiter und Führungskräfte tun können, um den damit einhergehenden menschlichen und ökonomischen Schäden entgegen zu wirken.
Ansatzpunkte, die verstärkt in diesem Zusammenhang diskutiert werden, sind der Einfluss von Führung auf die psychologische Gesundheit von Menschen, ebenso wie der Einsatz von Resilienztrainings im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Resilienztrainings werden in diesem Zusammenhang als Maßnahmen verstanden, die im Rahmen eines ganzheitlich ausgerichteten BGMs, die psychologische Widerstandsfähigkeit stärken. Sie ergänzen somit eher körperbezogene Maßnahmen, wie sie beispielsweise Sportangebote, Rückenschulungen, Entspannungskurse oder Raucherentwöhnungen darstellen.
Ziel der Studie war es entsprechend, den Zusammenhang zwischen den drei Variablen Führung, Gesundheit und Resilienz genauer zu untersuchen und darauf aufbauend, Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Die Studie ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bertelsmann-Stiftung und von mourlane management consultants in Frankfurt und wurde unter wissenschaftlicher Begleitung des Fachbereichs Arbeits- und Organisationspsychologie der Goethe-Universität Frankfurt durchgeführt. Die Daten wurden von April bis September 2012 erhoben.
Insgesamt wurden 564 Personen aus 121 deutschen Unternehmen mit Hilfe eines Onlinefragebogens befragt. 347 der befragten Personen waren Mitarbeiter und 217 der befragten Personen Führungskräfte. 27,3 % der befragten Personen waren Frauen und 72,7% Männer. Die Ergebnisse wurden streng vertraulich mit Hilfe des Online-Tools surveymonkey erhoben. Die Teilnahme an der Studie war freiwillig. Erhobene Daten waren das Resilienzniveau der Teilnehmer sowie deren Arbeitszufriedenheit, die Qualität des erlebten Führungsverhaltens, die Burn-Out-Werte, das Auftreten psychosomatischer Beschwerden und das Big-5 Persönlichkeitsprofil. Es wurden überwiegend Korrelationen zwischen den erhobenen Dimensionen sowie t-tests zur Ermittlung von Mittelwertunterschieden berechnet.
Die vier zentralen Ergebnisse der Studie
Auf der Basis der vorliegenden Daten können folgende vier Kernaussagen getroffen werden:
Resilienz & Gesundheit
Menschen mit einer hohen Resilienz berichten über weniger Burn-Out-Symptome und psychosomatische Beschwerden. Da man die Resilienz eines Menschen trainieren und weiterentwickeln kann, könnte eine Integration von Resilienztrainings in das betriebliche Gesundheitsmanagement eines Unternehmens einen positiven Einfluss auf die einleitend berichteten hohen Fehltage und Fälle von Berufsunfähigkeit aufgrund psychologischer Erkrankungen haben. Dies trifft umso mehr zu, da eine in der Höhe überraschende Korrelation zwischen der Big 5 Dimension „Neurotizismus“ (Emotionale Stabilität) und dem RQ (Resilienzquotient) eines Menschen besteht.
Führung & Gesundheit
Es konnte in dieser Studie erneut ein starker Hinweis darauf gefunden werden, dass Führungskräfte mit ihrem Führungsverhalten einen bedeutenden Einfluss auf die Gesundheit und die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter haben. Es konnte außerdem zum ersten Mal gezeigt werden, dass dies in hohem Maße für ein Führungsverhalten zutrifft, welches auf die psychologischen Grundbedürfnisse eines Menschen nach Orientierung & Kontrolle, nach Sinn & Stimmigkeit (Kohärenz), nach Lustgewinn & Unlustvermeidung, nach Selbstwerterhöhung & Selbstwertschutz und nach Bindung abzielt. Der größte Zusammenhang bestand hier zu dem Faktor Kohärenz, also dem Bedürfnis nach „Sinn & Stimmigkeit“ eines Menschen. Dies gibt wiederum einen starken Hinweis darauf, dass Führungskräfte vor allem durch ein authentisches, vorbildliches und sinn-vermittelndes Führungsverhalten einen positiven Einfluss auf die Zufriedenheit und die Gesundheit ihrer Mitarbeiter nehmen können.
Führung & Resilienz
Das Führungsverhalten einer Führungskraft und der RQ eines Mitarbeiters stehen in einem niedrigem bis mittleren Zusammenhang zueinander. Am höchsten war der Zusammenhang bei einem Führungsverhalten, welches auf das Bedürfnis nach „Orientierung & Kontrolle“ der Mitarbeiter abzielt. Entsprechend können Führungskräfte wahrscheinlich am ehesten die Resilienz ihrer Mitarbeiter fördern, wenn sie diesen einerseits Orientierung, andererseits aber auch ein gewisses Maß an Kontrolle über ihren Arbeitsbereich und ihre Aufgaben geben und somit deren Selbstwirksamkeitsüberzeugung fördern.
Die Führungskraft der Zukunft?
Definiert man die Übernahme einer Führungsfunktion als ein Zeichen für beruflichen Erfolg, so kann der Resilienzquotient eines Menschen als ein wichtiger Prädiktor für beruflichen Erfolg angesehen werden. Dies zeigt sich daran, dass Führungskräfte über einen höheren RQ als Mitarbeiter verfügen. Dies trifft vor allem auf die Resilienzfaktoren Emotionsteuerung, Impulskontrolle, Selbstwirksamkeitsüberzeugung, Zielorientierung und Empathie zu. Umgangssprachlich bedeutet dies, dass Führungskräfte ihre Gefühle wahrnehmen und steuern können, über viel Disziplin verfügen, in Drucksituationen ruhig bleiben, davon überzeugt sind, dass sie Dinge beeinflussen können und sich gut in andere Menschen hinein versetzen können. Sie geben sich außerdem nicht mit dem Status-Quo zufrieden, sondern setzen sich nach einem einmal erreichten Ziel, neue Herausforderungen und verfolgen diese konsequent und relativ unabhängig von der Meinung anderer Menschen.
Da die Güte von Führungskräften einen entscheidenden Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens hat, könnte dem RQ eines Mitarbeiters in Zukunft eine verstärkte Aufmerksamkeit bei der Auswahl einerseits und bei der Entwicklung andererseits von Führungskräften geschenkt werden. Dies trifft umso mehr zu, da der Faktor Resilienz, als Fähigkeit mit Rückschlägen, Veränderungen, Ungewissheit und Druck umzugehen, aufgrund der steigenden Dynamik und Komplexität der Wirtschaftswelt in Zukunft wahrscheinlich immer mehr an Bedeutung gewinnen wird.
Der Gesamtbericht zur Studie kann kostenfrei über info@mourlane.com angefordert werden.
Ergänzung Wolfgang Witt:
Dr. Denis Mourlane ist ehemaliger Stipendiat der Christoph-Dornier-Stiftung, Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut. Er unterstützt mit seiner Beratung seit über 10 Jahren internationale Unternehmen bei der Entwicklung ihrer Mitarbeiter und Führungskräfte. Er ist in Deutschland derzeit exklusiver Anbieter des Resilienztrainings, das an der University of Pennsylvania im Team des weltweit renommierten Prof. Dr. Martin Seligman entwickelt wurde. Sein wissenschaftlich fundiertes Wissen und seine eigene langjährige Erfahrung in den Bereichen Wirtschaft und Psychologie machen Denis Mourlane zu einem der führenden Experten im Bereich Resilienz in Deutschland und Europa. In seinem Buch beschreibt Denis Mourlane eine der wahrscheinlich spannendsten Reisen, der Reise zum eigenen Leben. Er bringt uns das Konzept der Resilienz näher und zeigt uns, wie wir es in unseren Alltag integrieren. Buchtipp: http://tinyurl.com/ph47jdf?utm_source=rss&utm_medium=rss
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